27 Jun Kappadokien
Geboren aus Feuer und Wind
Von Feenkaminen, Felsformationen und Höhlenarchitektur

Kappadokien – eine Region mit unverwechselbarem Charakter – liegt im Südosten des zentralanatolischen Hochlands.
Vor vielen Millionen Jahren war Anatolien von großen Seenplatten und tropischen Sumpflandschaften bestimmt. Als sich das Taurusgebirge im Süden der Türkei weiter hob, wurden im Inneren Anatoliens große Mengen Lava langsam an die Erdoberfläche gedrückt, was zur Bildung der Vulkanlandschaft in Kappadokien führte. Es kam zu bedeutenden Eruptionen, die neben Lava auch große Mengen an Asche über ein ca. 10.000 km² großes Gebiet schleuderten. Die Ausbrüche der großen Vulkane Erciyes und Hassan-Dagi ließen Plateaus entstehen, die durch die Ausbrüche vieler kleiner Vulkane weiter mit Tuffiden eingedeckt wurden. In dieser Zeit legte sich eine 100-150 m dicke Tuffschicht unterschiedlicher Härte über das Land. Vor noch nicht mal 100.000 Jahren ließ die vulkanische Tätigkeit langsam nach und die verschütteten Flüsse begannen, die Tuffsteinschichten zu durchbrechen und sich ein neues Bett zu graben.

Seitdem haben Wind und Wettereinflüsse stetig weiter eine Landschaft aus „1000 und einer Nacht“ geformt. Surrealistisch anmutende „Felskegel“, „-pyramiden“ und „Steinpilze“, jäh abbrechende Schluchten, die in zart rosa und gelben Pastelltönen leuchten – wechseln sich ab mit fruchtbaren Tälern. Das markanteste geologische Markenzeichen Kappadokiens sind die „Feenkamine“. Abgeschmirgelt durch Wind und Regen kalben sie aus dem Berg wie Eisberge aus einem Gletscher. Die obere härtere vulkanische Ablagerung bildet dabei einen schützenden Hut über den schlanken Türmen und lässt die für die Region typischen „Zipfelmützenberge“ entstehen.
Aber nicht nur die Kräfte der Natur, sondern auch die Menschen konnten diese Felsenwelt ohne großen Aufwand bearbeiten und so ist in dieser bizarren Natur eine „Architektur“ ganz eigener Art entstanden.

Das Leben in Felsen- und Höhlenwohnungen hat hier eine lange Tradition: Nachdem im 4. Jh. die Isaurier, im 5: Jh. die Hunnen, im 6. Jh. persische Gruppen und später Araber in Kappadokien einfielen, fanden die Siedler im weichen Tuffgestein ideale Plätze für ihre Verstecke. So entstanden im Laufe der Zeit ganze Flucht-Städte unter der Erde, mit Wohnungen, Kirchen und Klöstern. Als Schutz vor Angreifern jeglicher Art baute man aber nicht nur in die Tiefe. Ein Gegenstück zu den unterirdischen Städten bilden die sogenannten Burgberge – bis zu 90 m hohe Felsen, die ebenfalls von Gängen und Räumen durchzogen sind – sowie die spitzen Felskegel, die bis in den obersten Winkel mit Wohnräumen ausgehöhlt sind. Hethiter Byzantiner und Christen prägten so über lange Zeit die Region mit ihren ungewöhnlichen Höhlenbauten. Nach dem Ende des byzantinischen Reiches im 10. Jh. und dem Beginn der türkischen Vorherrschaft erfolgte eine schrittweise Abwanderung der christlichen Bewohner. Die Höhlenräume wurde von türkischen Bauern übernommen, die sie ihren Bedürfnissen entsprechend umbauten und – auch wegen der gleichbleibend angenehmen Temperaturen – bis ins 20. Jh. als Wohnraum, Stallung oder Taubenhaus (Düngerproduktion) weiternutzten.
Die letzten griechisch-orthodoxen Christen verließen Kappadokien im Rahmen des großen Bevölkerungsaustausches zwischen der Türkei und Griechenland im Zeitraum 1922-1924. Mehr als tausend byzantinische Felsen- und Höhlenkirchen, die zumeist zwischen dem 5. – 14. Jh. entstanden – sind bis heute tlw. außergewöhnlich gut erhalten und können besichtigt werden. Aufgrund seiner regen Kulturgeschichte und der atemberaubenden Landschaftsformationen wurde die Region 1985 von der UNESCO als Weltkulturerbe und Weltnaturerbe unter Schutz gestellt.
Die traumhafte Landschaft und die gastfreundlichen Menschen machen aus einer Fotoreise nach Kappadokien ein unvergessliches Erlebnis!