28 Jul Architektur
Nicht nur eine Frage der Perspektive
Über Transformation, Reduktion und das Einnehmen von Standpunkten

Man könnte meinen, dass Architekturfotografie ein recht einfaches Genre ist: Das Motiv bewegt sich nicht und man hat genügend Zeit, um das Bild zu gestalten. Ein Irrglaube – denn gerade, weil Bauwerke einfach nur dastehen, bekommen die Details im Motiv, die Feinheiten der Bildgestaltung und der Lichteinfall ein entscheidendes Gewicht.
Durch ungewöhnliche Perspektiven und die Konzentration auf spannende Details erhalten Bauwerke mit einem Mal ganz andere Dimensionen. Hier liegt das Augenmerk dann nicht mehr auf dem vermeintlichen Motiv, sondern es tritt vielmehr die künstlerische Auseinandersetzung mit der architektonischen Situation in den Vordergrund. Linien und Flächen, Räume und Formen sind die Elemente der Architektur.
In der Architekturfotografie geht es darum, diese Elemente in der zweidimensionalen Bildfläche zu ordnen, zu reduzieren, in einen Rhythmus zu bringen und überschaubar zu machen. Insbesondere der gezielte Einsatz von Licht und Schatten, die Linienführung und der Blickwinkel / die Perspektive sind hier entscheidend.
Die Architekturfotografie hat viele Facetten – von klassisch-geradlinig bis schräg-dynamisch, von dokumentarisch bis abstrakt.
Während die dokumentarische Architekturfotografie vor allem eine technische Herausforderung ist, interpretiert die künstlerische Komponente in der Architekturfotografie ein Gebäude bewusst abweichend von der Wirklichkeit. So kann die Formsprache des Architekten durch den Fotografen unterstrichen, interpretiert oder abstrahiert werden. Die Bearbeitung in Schwarz-Weiß verstärkt die Bildwirkung noch.
Was in der Theorie so klar erscheint, ist in der Praxis gar nicht so einfach!